Wenn du dich schon mal mit der Thematik der Altersvorsorge beschäftigt hast, wirst du festgestellt haben, dass es sehr viele unterschiedliche Meinungen dazu gibt. Dies ist im Wesentlichen darin begründet, dass wir in Deutschland ein 3-schichtiges Altervorsorgemodell verwenden und in Summe sechs verschiedene Durchführungswege möglich sind. Um deutlich mehr Licht ins Dunkle zu bringen, werden wir im Folgenden die drei Schichten und die sechs Durchführungswege im Detail beleuchten sowie Vor- und Nachteile untereinander vergleichen.
Die Altersvorsorge fußt in der untersten Schicht auf der Basisversorgung
In der Basisvorsorge ist die Gesetzliche Rentenversicherung (GRV) enthalten, die sicher der bekannteste Baustein der Altersvorsorge ist. Dies liegt sicher daran, dass jeder Angestellter verpflichtendes Mitglied ist. Die Beiträge zur GRV werden direkt vom Arbeitgeber mit dem Lohn abgeführt. Die GRV ist ein umlagefinanziertes Vorsorgesystem, d.h. das die heutigen Arbeitnehmer mit ihren Beiträgen die Rente der heutigen Rentner erwirtschaften. Ein zweiter Durchführungsweg in der Basisvorsorge ist die Rürup- bzw. Basisrente. Dieser Durchführungsweg zeichnet sich dadurch aus, dass die Beiträge derzeitig zu 92% steuerlich geltend gemacht werden dürfen. Vereinfacht gesagt, unterstützt der Staat also bei der Vorsorge. Vorteilhaft ist zudem, dass bei der Basisrente keine Garantien abgebildet werden müssen und somit eine 100%-ige Anlage in Investmentfonds möglich ist. Somit sind hohe Renditen möglich und man ist nicht von der anhaltenden Niedrigzinsphase betroffen. Ein weiterer Vorteil der Basisrente ist, dass sie mit einer BU-Versicherung kombiniert werden kann. Bei einer steueroptimierten Beitragsaufteilung führt dies dazu, dass die BU-Versicherung von der Steuer abgesetzt werden kann. Eine Basisrente mit oder ohne Einschluss einer BU-Versicherung ist infolge der steuerlichen Förderung besonders für Meschen mit einem Jahreseinkommen ab 30.000€ interessant. Bei noch größeren Einkommen steigt die Förderung ebenfalls, da der Grenzsteuersatz maßgeblich für die Förderung ist. Die Art der Beschäftigung, wie bspw. Selbstständigkeit, Angestelltendasein oder Beamtentum, ist für die Förderung unerheblich. Folglich ist die weit verbreitete Meinung, dass Basisrenten lediglich für Selbstständige seien, großer Nonsens und inhaltlich falsch. Für Selbstständige ist die Basisrente allerdings der einzige geförderte Durchführungsweg bei der Altersvorsorge, bei dem keinerlei Garantien die Rendite schmälern.
Nachteilig ist sowohl bei der GRV als auch bei der Basisrente, dass eine Kapitalauszahlung zu keinem Zeitpunkt möglich ist, da eine Zwangsverrentung vorgeschrieben ist. Auf Grund dieses Sachverhalts sollte man bei einer Basisrente besonderes Augenmerk auf einen hohen Rentenfaktor oder gar auf die mögliche Auszahlung als Investmentrente legen.
Die 2. Schicht ist die geförderte Ergänzungsvorsorge. Zum einen gibt es in dieser Schicht die betriebliche Altersvorsorge (bAV) und zum anderen die sehr bekannte, allerdings gleichermaßen verrufene Riesterrente. Die bAV hat verschiedene Durchführungswege, wobei für die Mehrheit der Menschen in Deutschland die Direktversicherung die häufigste Form darstellt. Bei einer Direktumwandlung wird der Sparbeitrag direkt aus dem Bruttoeinkommen eingezahlt. Dadurch werden auf diesen Teil des Gehalts weder Steuern noch Sozialabgaben fällig. Gleichzeitig muss der Arbeitgeber per Gesetzt mindestens 15% des Sparbeitrags bezuschussen bzw. übernehmen. Dies wurde im Betriebsrentenstärkungsgesetzt (BRSG) im Jahr 2018 beschlossen.
Die Riesterrente ist der andere Durchführungsweg in der Schicht der Ergänzungsvorsorge
Hier erfolgt die Förderung durch den Staat über ein System aus Zulagen und Steuererstattungen. Zulagen sind in voller Höhe zu erhalten, wenn 4% des Vorjahresbruttos inkl. der zu erhaltenen Zulagen eingezahlt werden, und betragen jährlich für jede geförderte Person 175€ und für die meisten Kinder 300€.
Der größte Nachteil sowohl bei der bAV als auch bei der Riesterrente ist die 100%-ige Bruttobeitragsgarantie, d.h. dass sicherzustellen ist, dass zum Vertragsende alle eingezahlten Beiträge zur Verfügung stehen. Dies klingt zunächst einmal sehr gut. Wenn man allerdings berücksichtigt, dass solche Garantien nur mit sehr vorsichtigen und somit schlecht verzinsten Anlagen abgebildet werden dürfen, erkennt man schnell, dass dies erhebliche Auswirkungen auf die Rendite haben wird. Des Weiteren wird die Riesterrente zumindest zu 70% verrentet es sei denn, ein Darlehen für eine selbstgenutzte Immobilie kann abgelöst werden. Bei der bAV ist zwar eine vollständige Auszahlung möglich, allerdings kommt hier ein anderer kleiner Nachteil hinzu. Alle Sozialleistungen, wie z.B. die spätere Rente, ein mögliches Arbeitslosengeld oder ein mögliches Elterngeld, reduzieren sich, da sich das steuerpflichtige Brutto infolge der Entgeldumwandlung reduziert.
In der obersten Schicht finden wir die private Zusatzvorsorge
Zur privaten Zusatzvorsorge zählen alle langlaufenden Anlagen, die für die Sicherung des Lebensabends geeignet, also Rentenversicherungen, Immobilien und Investmentdepots. Der größte Vorteil all dieser Durchführungswege ist das hohe Maß an Flexibiliät. So kann jederzeit über das Vertragsguthaben verfügt werden und auch eine vollständige Kapitalisierung ist möglich. Ein besonderer Vorteil der Rentenversicherung ist, dass bei einer Kapitalauszahlung lediglich 40% der Gewinne zu versteuern sind. Sollte das Geld als Rente ab dem 67. Geburtstag ausgezahlt werden, sind sogar nur 17% steuerpflichtig. Zudem sind kostenfrei mehrere Fondswechsel jährlich möglich und noch wichtiger ist der Sachverhalt, dass nie Abgeltungssteuer auf die Gewinne zu zahlen sind. Zuletzt besteht bei allen Altersvorsorgen im Versicherungsmantel der große Vorteil der sogenannten institutionellen Fondstranchen. Dies sind besonders kostengünstige Fondstranchen und ist ein sehr großer Vorteil, wenn auf aktives Fondsmanagement bei der Altersvorsorge gesetzt wird. Alle diese Vorteile sind beim Sparen im Investmentdepot nicht vorhanden.
Die beiden großen Nachteile beim Sparen in der Schicht der privaten Zusatzvorsorge sind zum einen die nicht vorhandene Förderung in der Ansparphase und der nicht vorhandene Hartz-IV-Schutz.
Ergebnis
Wie diese kleine Einführung schnell zeigt, gibt es nicht den einen richtigen Weg bei der Altersvorsorge, sondern der richtige Mix wird das beste Ergebnis zur Folge haben. Folglich ist eine individuelle und möglichst umfassende Beratung / Betrachtung erforderlich und wichtig bevor ein Weg eingeschlagen wird. Dies ist daher so wichtig, da jeder Wechsel unnötige Kosten zur Folge hat und zudem wertvolle Zeit für den Zinseszinseffekt verloren geht.
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